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Was eine starke Gesellschaft auch ausmacht

Von David Paul

Am Morgen des 24. Dezembers 2017 begab ich mich auf den Weg zu meinem Sport, dafür muss ich stets die Straße „Prenzlauer Berg“ entlang. Am höchst gelegenen Punkt sah ich ein Auto nebst seines Fahrers stehen. Vor dem Autofahrer lag ein Mann. Bis hierhin wusste ich noch nicht, wie sich der Vorfall ereignete, wer die Schuld trug oder gar, ob der am Boden liegende Mann verletzt war. Und zugegebener Maße spielte das für mich auch keine Rolle. Ich nahm meine Beine unter die Arme und eilte hin.

Der Autofahrer muss einige Augenblicke vor mir zur Stelle gewesen sein und nein, es war kein Autounfall. Der Verletzte muss aufgrund seiner starken Alkoholisierung gestürzt sein und hatte sich daraufhin am Kopf verletzt. Er schlief seelenruhig mitten auf der Straße, wie ein Seestern auf dem Rücken. Wir brachten ihn in die stabile Seitenlage und ich versuchte ihn permanent anzusprechen. Der Anruf beim Krankenwagen war erfolgreich und uns wurde zugesichert, dass zeitnah Einsatzkräfte beim Unfallort einträfen. Kurze Zeit später kam der Verletzte zu Bewusstsein und war ansprechbar. Ich unterhielt mich einige Sätze mit ihm und der Weg zum Straßenrand war anschließend unser gemeinsames Ziel – erfolgreich. Es wäre nicht auszudenken gewesen, was passiert wäre, wenn ein anderer Verkehrsteilnehmer uns übersehen hätte.

Warum erzähl ich euch das? Der § 323c StGB regelt solche Situationen eindeutig:
(1) Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer in diesen Situationen eine Person behindert, die einem Dritten Hilfe leistet oder leisten will.

Aber mal weg von der rechtlichen Komponente und das ist mir ganz wichtig:


Jeder kann helfen – das ist meine feste Grundüberzeugung. Ich kann eigentlich keinerlei Blut sehen und schon beim Schreiben dieses Wortes wird mir mulmig in der Magenregion. In dieser Situation denkt man aber nicht rational, es gilt zu helfen. Nicht jeder kann eine hilfsbedürftige Person in die stabile Seitenlage versetzen, aber jedem ist zuzumuten, dass er andere Passanten anspricht oder Einsatzkräfte alarmiert.

Ich glaube, dass das übrigens eine starke Gesellschaft auch ausmacht. Wir lassen einen verletzten/hilfsbedürftigen Menschen nicht einfach am Straßenrand liegen – wir helfen und da spielt auch die Herkunft keine Rolle. Ja, das unterscheidet uns sicherlich von einigen Gesellschaften auf diesem Globus und darauf können wir stolz sein. Uns sind unsere Mitmenschen nicht egal, wir stehen füreinander ein. Dieses füreinander Einstehen sah man übrigens auch herzrührend beim Hochwasser in Mitteleuropa 2013. Menschen aus allen Regionen Deutschlands reisten in die überfluteten Regionen und halfen - ganz selbstlos.

Solltet ihr irgendwann mal einen hilfsbedürftigen Menschen sehen – tut mir den Gefallen – sprecht ihn an. Wenn er nicht reagiert, stupst ihn an. Wenn nötig, ruft die Einsatzkräfte – eure Freunde und Helfer.